Berlin, 9. Februar 2025 – Die Deutsche Afrika Stiftung trauert um Ruth Weiss, die im Jahr 2019 mit dem Ehrenpreis der Stiftung ausgezeichnet wurde. Mit ihr verliert die deutsch-afrikanische Zusammenarbeit eine außergewöhnliche Persönlichkeit, deren Lebenswerk und Engagement über Jahrzehnte hinweg Menschen in Afrika und in Europa geprägt haben.
Ruth Weiss, 1924 als Tochter jüdischer Eltern in Fürth geboren, musste 1936 mit ihrer Familie vor den Nationalsozialisten nach Südafrika fliehen. Dort erlebte sie erneut Diskriminierung und Ausgrenzung – diesmal durch das Apartheid-System. Diese Erfahrungen prägten ihren unerschütterlichen Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Verständigung zwischen Menschen, Ländern, Kontinenten. Als Journalistin und Autorin wirkte sie in zahlreichen afrikanischen Ländern, darunter Südafrika, Simbabwe (damals Rhodesien) und Sambia. Ihre kompromisslose Berichterstattung über wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Themen führte dazu, dass sie in den 1960er Jahren in Südafrika und Südrhodesien zur persona non grata erklärt wurde. Dennoch setzte sie ihre Arbeit unbeirrt fort – aus London, Lusaka und schließlich Köln, wo sie bei der Deutschen Welle die Afrika-Redaktion mitgestaltete und junge Journalistinnen und Journalisten ausbildete.
Ein besonderes Kapitel ihres Wirkens war ihr Beitrag zur Vertrauensbildung zwischen südafrikanischen Befreiungsorganisationen und weißen Südafrikanerinnen und Südafrikanern. Mit ihrer Mitarbeit am Zimbabwe Institute for Southern Africa (ZISA) legte sie mit den Grundstein für einen Dialog, der zum friedlichen Ende der Apartheid beitrug. In ihrer erst letzten Monat erschienenen Autobiographie „Erinnern heißt Handeln – Mein Jahrhundertleben für Demokratie und Menschlichkeit“ zeigt sie, was die heutige Welt vom südafrikanischen Friedensprozess lernen kann, und setzt darüber hinaus ein deutliches Zeichen gegen Hass und Ablehnung und für Dialog und friedliches Zusammenleben.
Neben ihrer Autobiographie veröffentlichte Ruth Weiss über 30 Bücher, darunter Romane, Kinderbücher sowie zahlreiche Sachbücher über das südliche Afrika. Als Zeitzeugin engagierte sie sich bis ins hohe Alter in Schulen und Bildungsprojekten und vermittelte Generationen junger Menschen die Bedeutung von Toleranz, Erinnerung und Verantwortung. Nadine Gordimer, südafrikanische Literaturnobelpreisträgerin und Weggefährtin, beschrieb Ruth Weiss einst als „die menschlich wärmste und anteilnehmendste Frau, der ich je begegnet bin“.
Für ihren beharrlichen Einsatz gegen das Apartheid-Regime, ihr journalistisches Wirken für ein differenziertes Afrikabild sowie ihre außergewöhnlichen Verdienste um ein demokratisches, inklusives und friedliches Miteinander zwischen Afrika und Europa ehrte die Deutsche Afrika Stiftung Ruth Weiss 2019 mit dem Ehrenpreis der Stiftung. Auch international wurde ihr Engagement gewürdigt, in Südafrika wurde sie 2023 mit dem höchsten Orden für ausländische Staatsangehörige, dem Order of the Companions of O. R. Tambo, ausgezeichnet.
„Mit Ruth Weiss verlieren wir nicht nur eine aufrichtige Freundin Afrikas, sondern auch eine moralische Instanz, die uns stets daran erinnert hat, Verantwortung zu übernehmen und aus der Geschichte zu lernen“, erklärt Dr. Uschi Eid, Präsidentin der Deutschen Afrika Stiftung.
Die Deutsche Afrika Stiftung wird Ruth Weiss ein ehrendes Andenken bewahren. Ihr Lebenswerk bleibt Mahnung und Inspiration.