Der seit über zwei Jahren andauernde Krieg im Sudan zwischen der sudanesischen Armee und den paramilitärischen Rapid Support Forces hat eine der größten humanitären Katastrophen weltweit ausgelöst und das Land in seiner Entwicklung, Stabilität und vor allem hinsichtlich der Ambitionen der Revolution von 2019 zurückgeworfen. Das Leid der Zivilbevölkerung ist immens: Über 12 Millionen Sudanesen sind auf der Flucht, davon 9 Millionen innerhalb des Sudan. Zwei Drittel der Bevölkerung, darunter 16 Millionen Kinder, benötigen dringend humanitäre Hilfe. Der Zugang zu den leidenden Menschen wird immer wieder blockiert; lokale sudanesische Initiativen leisten seit Beginn des Krieges unter schwierigsten Bedingungen humanitäre Hilfe.
In Deutschland und Europa finden der Krieg und seine Folgen wenig politische und mediale Beachtung. Wenn berichtet wird, liegt der Fokus oft auf den beiden Kriegsparteien und ihren Offensiven. Kaum Beachtung finden zivile Akteure, ihre Arbeit, ihre Widerstandsfähigkeit und ihre Vorstellungen von der zukünftigen Verfassung des Sudan – oder der direkte Austausch mit ihnen.
Aus diesem Grund veranstaltete ein breites Bündnis aus humanitären, zivilgesellschaftlichen und nichtstaatlichen Organisationen, politischen Stiftungen und Thinktanks eine eintägige Konferenz mit dem Titel „Sudan – Frieden und humanitären Schutz aus ziviler Perspektive denken“. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen der Dialog mit sudanesischen Akteuren sowie die Initiativen, Bedürfnisse und Erwartungen einer äußerst widerstandsfähigen und aktiven Zivilgesellschaft des Landes gegenüber der internationalen Gemeinschaft.
Programm
Grundsatzrede
Von Jan Egeland, Generalsekretär des Norwegischen Flüchtlingsrats (NRC), ehemaliger Untergeneralsekretär und Nothilfekoordinator der Vereinten Nationen
Eröffnungsdiskussion: Die Lage im Sudan – eine Sicht von außen und innen
Diskussion mit:
Abdul Mohamed, ehemaliger leitender politischer Berater des Hochrangigen Umsetzungsgremiums der Afrikanischen Union für Sudan und Südsudan und das Horn von Afrika
Tahani Abbas, Frauenrechtsaktivistin und Menschenrechtsverteidigerin, Gründerin und Direktorin der Organisation Nora, Generalsekretärin der Initiative „No to Women Oppression“
Hamid Khalafallah, Doktorand, Politikanalyst und Entwicklungsexperte am Global Development Institute der Universität Manchester
Moderator: Gerrit Kurtz, Forscher am Deutschen Institut für Internationale Politik und Sicherheit (SWP)
Podiumsdiskussion: Barrieren für den Schutz der Zivilbevölkerung überwinden – Humanitären Raum im Sudan erweitern
Diskussion mit:
Claire San Filippo, Notfallkoordinatorin bei Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Eatizaz Yousif, Landesdirektor Sudan beim International Rescue Committee (IRC) Sudan tbc, Emergency Response Rooms Khartoum
Mariam Hamid, Menschenrechtsverteidigerin, Feministin und politische Aktivistin, Geschäftsführerin der Kayan Organisation für die Stärkung von Frauen
Moderator: Florian Westphal, Geschäftsführer von Save the Children Deutschland
Breakout-Session I: Stimmen der Resilienz – Die entscheidende Rolle von Frauen und Jugendlichen in humanitären und Friedensbemühungen
Mit:
Sohair Saeed Adam, Geschäftsführerin der Amal-Organisation für Menschenrechte und Gerechtigkeit und Anwältin Jugenddelegierte von Plan International Sudan
Moderatorin: Butheina-Asma Ahmed Elnaiem, Politische Ökonomin und Expertin für Konfliktlösung außerordentliche Professorin, Universität Bahri, Zentrum für Friedens- und Entwicklungsstudien
Breakout-Session II: Berichterstattung aus dem Sudan – Veränderte Narrative für die Aufmerksamkeitsökonomie?
Mit:
Andrea Böhm, Redakteurin bei DIE ZEIT
Zeinab Mohamed Salih, Reporterin für The Guardian, BBC und andere
Jérôme Tubiana, Analyst für Ärzte ohne Grenzen (MSF) Frankreich, unabhängiger Journalist und Fotograf
Moderator: Roman Deckert, Media in Cooperation and Transition (MiCT)
Breakout-Session III: Von der Tatsachenfeststellung zur Gerechtigkeit – wie lässt sich nachhaltiger Frieden erreichen?
Mit:
Li Fung, Direktorin des Länderbüros Sudan im Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR)
Ilaaf Khalfalla, Bana Group for Peace and Development
Moderatorin: Beate Streicher, Amnesty International, Rechtsberaterin für internationales Strafrecht
Podiumsdiskussion: Der politische Prozess und die Rolle der Zivilgesellschaft – Eine Vision für den Sudan
Diskussion mit:
Kamilia Ibrahim Koko Kora, Gründerin und Geschäftsführerin der Nuba Women for Education and Development Association (NuWEDA)
Elshafie Khidir, Generaldirektor von Fikra for Research and Studies, Koordinator des Vermittlungsausschusses der sudanesischen Zivilkräfte
Janel Galvanek, Leiterin der Abteilung für regionale Friedensförderung bei der Berghof Foundation
Peter Tibi, Geschäftsführer des Resource Center for Civil Leadership (RECONCILE INTERNATIONAL), Generalsekretär des Sudan Council of Churches (SCC)
Moderatorin: Marina Peter, Vorsitzende des Sudan and South Sudan Forum e. V.
Abschlusspanel: Perspektiven für den Sudan und Implikationen für die deutsche und europäische Politik
Diskussion mit:
Annette Weber, EU-Sonderbeauftragte für das Horn von Afrika
Serap Güler, Staatsministerin im Auswärtigen Amt
Suliman Baldo, Gründungsdirektor des Sudan Transparency and Policy Tracker
Moderator: Ahmed Kodouda, Experte für humanitäre Politik und Operationen, Senior Technical Advisor bei Impact Policy Group (IPG)
Abschluss