Pressefreiheit in Afrika – Aktuelle Trends und die Rolle internationaler Anlaufstellen
Ein Beitrag zur Pressefreiheit in Afrika – verfasst von Robert von Lucius

Welche Staaten in Afrika zeichnen sich durch Respekt für Pressefreiheit aus? Man denkt an Mauritius, Namibia, Ghana, Südafrika. In der Tat sind die alle im oberen Rang zu finden. Im Jahr 2024 indes liegt, so eine Untersuchung der Gruppe Reporter ohne Grenzen, Mauretanien an erster Stelle in Afrika und auf Rang 33 von 180 Ländern, kurz danach gefolgt von Namibia, den Seychellen, Südafrika, den Kapverden und Ghana. Auch in Mauretanien aber wurde die Pressefreiheit seit 2014 stark eingeschränkt. Nach einem Gesetz von 2017 werden Gotteslästerung und Abfall vom Glauben mit dem Tod bestraft, selbst wenn der Beschuldigte Reue zeigt – auch wenn diese Strafe bisher nicht verhängt wurde. Viele Journalisten[1] zensieren sich dort aus Angst vor Repressalien selbst. In dem westafrikanischen Staat gab es in den letzten Jahren aber deutlich weniger Übergriffe auf Journalisten, ebenso wie in Tansania.

Unter den 180 untersuchten Staaten weltweit ist die Lage unter den letzten 20 besonders ernst. In dieser Gruppe stehen zum einen Russland, Belarus, China, Iran – im größten Teil Asiens ist der Respekt vor Pressefreiheit verheerend, weit schlechter als bei den meisten afrikanischen Staaten. In Afrika zählen fünf Staaten zu jenen „ganz unten“ – Somalia, Sudan, Dschibuti, Ägypten und auf dem letzten Rang Eritrea. Eritrea gilt als rechtsfreier Raum mit einer Informationswüste. Sämtliche Medien werden vom Informationsministerium kontrolliert. Seit 2001 schottet sich die Diktatur ab und unterbindet den freien Fluss von Informationen ebenso hart wie brutal. Vier vor zwei Jahrzehnten festgenommene Journalisten sitzen bis heute ohne Anklage in Haft. Der schwedische Staatsbürger Dawit Isaak ist einer der am längsten inhaftierten Journalisten der Welt.

Nordafrika verzeichnet eine besonders schlechte Situation der Pressefreiheit: Oft kommt es zu Gewalt und Festnahmen auch dank einschneidender Gesetze. Dazu kommt eine systematische Straflosigkeit bei Gewaltverbrechen gegen Journalisten. In der Sahelzone verboten Niger, Burkina Faso und teils Mali die Ausstrahlung vor allem französischer Medien. In fast der Hälfte der Länder südlich der Sahara ist die Situation „schwierig“ oder „sehr ernst“. Im Sudan wurden seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2023 mehrere Journalisten getötet. Bei Wahlen kam es zu Übergriffen auf Redaktionen in Nigeria, Madagaskar und der Demokratischen Republik Kongo. Medienaufsichtsbehörden gingen um Wahlen herum unverhältnismäßig gegen Medien in Togo, Simbabwe und Gabun vor. Sie schalteten das Internet ab, wiesen ausländische Journalisten aus und behinderten die Berichterstattung internationaler Medien. Eine schleichende Tendenz wurde sichtbar vor allem in Westafrika. Dort nutzen mehrere Regierungen das Wachsen sozialer Medien dazu, mittels neuer Vorgaben, die vermeintlich nur Falschinformationen und Hetze eingrenzen wollen, die freie Meinungsäußerung zu begrenzen.

Nach einem „Barometer der Pressefreiheit“ waren Anfang 2025 insgesamt 527 Journalisten und 25 Medienmitarbeiter in Haft. Sicher liegen auf vielen Seiten Fehler. Die Achtsamkeit auf Beschränkungen der Meinungsfreiheit, eine der zentralen Punkte für die Festigung demokratischer und vor allem rechtsstaatlicher Strukturen in Afrika, ist nicht stark genug. Das liegt möglicherweise auch auf fehlendem Problembewusstsein oder auch Courage bei den afrikanischen Medien selbst. Ein Beleg: Von mehr als 400 im umfassenden wöchentlichen Pressespiegel der Deutschen Afrika Stiftung in Berlin erfassten Berichte in den ersten Wochen des Jahres 2025 bezogen sich nur vier auf Medien.

[1] Zur besseren Lesbarkeit wird in diesem Text das generische Maskulinum verwendet. Die hier verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.

Den vollständigen Beitrag zum Download finden Sie hier.

4.3.2025, Robert von Lucius
Wissensarchiv
Filtern
Keine Ergebnisse