KW 24/2022: Mit Vollgas voraus?
Pressespiegel 10.6.2022 bis 17.6.2022

Africa CEO Forum in Côte d’Ivoire

Am Montag und Dienstag fand zum zehnten Mal das größte internationale Treffen der afrikanischen Privatwirtschaft statt. Rund 1.500 Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft diskutierten beim Africa CEO Forum im ivorischen Abidjan über Wachstum, Entwicklung und insbesondere die wirtschaftliche Souveränität der afrikanischen Volkswirtschaften. Unter den Gästen waren 800 CEOs afrikanischer und internationaler Unternehmen ebenso vertreten wie 50 Staatsoberhäupter, Ministerinnen und Minister. Neben zahlreichen Netzwerkveranstaltungen fanden auch mehrere hochkarätig besetzte Podiumsdiskussionen statt. In einem Panel betonte der ghanaische Präsident Nana Akufo-Addo die Wichtigkeit der zügigen und vollständigen Implementierung der Afrikanischen Kontinentalen Freihandelszone, da der innerafrikanische Handel immer noch nur 16% des gesamten Handelsvolumen Afrikas ausmache – kein anderer Kontinent habe einen niedrigeren Wert. Auf einer anderen Podiumsdiskussion äußerten der senegalesische Präsident Macky Sall und Mohamed Bazoum, der Präsident des Nigers, Kritik an westlichen Ländern. Sall äußerte sich zu den Auswirkungen des Ukrainekriegs auf Afrika und kritisierte, dass die westlichen Finanzsanktionen gegen Russland den europäisch-russischen Energiehandel nicht berührten, es aber keine Ausnahmen für die Importe von Lebensmitteln und Dünger nach Afrika gebe, von denen der Kontinent abhängig sei. Bazoum fokussierte hingegen den Zusammenhang zwischen den Auswirkungen des Klimawandels und der sich verschlechternden Sicherheitslage in der Sahel-Region. Er äußerte vor diesem Hintergrund auch Kritik daran, dass die Industrienationen ihr Versprechen, Afrika jedes Jahr 100 Milliarden US-Dollar an Klimafinanzierungen zukommen zu lassen, noch nicht umgesetzt hätten. Sein Land habe etwa bereits ein Programm zur Nutzung von unterirdischen Wasserressourcen, die Finanzierung zu sichern sei jedoch die größte Herausforderung. In diesem Zusammenhang kritisierten Sall und Bazoum auch die Entscheidung der G7, Kredite und Investitionen im Bereich fossiler Energieträger zu Jahresende einzustellen. Die G7-Staaten würden mit zweierlei Maß messen, wenn sie anderen Ländern die Nutzung fossiler Energieträger untersagten, nachdem sie diese selbst für mehr als ein Jahrhundert benutzt hätten.

EU Gas-Abkommen mit Ägypten und Israel

Mit ihrem Besuch in Kairo scheint die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen der gewünschten Unabhängigkeit von russischen Energieimporten näher gekommen zu sein. Am Rande des 7. Ministertreffens des East Mediterranean Gas Forum (EMGF) unterzeichnete sie am Mittwoch zusammen mit Delegierten aus Ägypten und Israel ein Gas-Abkommen, das 2023 bereits 10 Milliarden Kubikmeter Flüssiggasexporte nach Europa ermöglichen soll. In den letzten Jahren wurden im östlichen Mittelmeer große Gasvorkommen entdeckt. Durch seine Felder Tamar und Leviathan werden Israel, das einen niedrigen Eigenbedarf hat, Gasreserven von mindestens einer Billion Kubikmetern nachgesagt – genug, um den europäischen Bedarf für zwei Jahre vollständig zu decken. Das Land besitzt jedoch nicht die für den Export essentiellen LNG-Terminals. So sollen nun die geförderten Reserven durch eine bereits bestehende Pipeline nach Ägypten gelangen, um dort verflüssigt in Tankern nach Europa verschifft zu werden. Die getroffene Vereinbarung gilt zunächst für drei Jahre bei automatischer Verlängerung um zwei weitere. Das EMGF, in dessen Rahmen das Abkommen geschlossen wurde, wurde erst 2020 von zahlreichen Mittelmeeranrainern gegründet, um über Förderung und Nutzung der wertvollen Bodenschätze zu beraten. Inhalte, wie die Umsetzung einer mehrmals beschworenen Pipeline von Israel über Zypern nach Griechenland, die deutliche Effizienzgewinne böte, könnten durch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine an Fahrt gewinnen. Doch aktuell ruhen europäische Hoffnungen auf Ägypten und Israel, deren Kooperation sich zudem positiv auf die bilateralen Beziehungen der beiden Staaten und somit auch auf die ganze Region auswirken könnte. Die EU-Komissionspräsidentin bezeichnete das Abkommen gar als historisch. Dem Enthusiasmus der EU halten kritische Stimmen entgegen, dass das Abkommen weder eine grüne Transformation beschleunige noch die Abhängigkeit von autoritären Staaten ändere. Derweil gab von der Leyen an, dass mit Ägypten bereits ein weiteres Abkommen über die Produktion von Wasserstoff in Planung sei. Ägypten selbst verspricht sich von den Projekten beschleunigtes Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Und sonst?

Das 2015 in Nigeria gegründete Unternehmen BoomPlay hat diese Woche sein erstes Büro in Abidjan, dem kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum von Côte d’Ivoire, eröffnet. Mit diesem Schritt wolle die Streaming-Plattform mit insgesamt 70 Millionen Nutzern und einem Angebot von über 75 Millionen Songs nicht nur die afrikanische Musikbranche unterstützen und ivorischen Künstlern helfen, sondern auch ein größeres Publikum außerhalb Afrikas erreichen. Das kostenlose und werbefinanzierte Angebot von BoomPlay enthält vor allem afrikanische Musik, was auch eine Chance für unbekannte und lokale Talente biete. Neben Standorten in Nigeria, Ghana, Kenia, Tansania und Kamerun diene das neue Büro in Abidjan nun auch dazu, den negativen Trend in der Musikbranche angesichts der wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und sinkender CD-Verkäufe abzufedern. Neben der eigenen Website ist der Dienst auch im App Store und Google Play Store erhältlich.

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