KW 31/2022: Neue Allianzen
Pressespiegel 29.7.2022 bis 5.8.2022

Annäherungsversuche in Nordafrika

Anlässlich seines 23. Thronjubiläums am Samstag drückte der marokkanische König Mohammed VI. seine Zuversicht aus, dass es wieder normalisierte Beziehungen zu Algerien geben wird. Er unterstrich die enge Verbundenheit der beiden Völker und versicherte, dass Marokko immer an der Seite seines Nachbarn stehen und mit der algerischen Präsidentschaft zusammenarbeiten würde. Diese Rede kann auch als Aufforderung an den algerischen Präsidenten Abdelmadjid Tebboune interpretiert werden. Die diplomatischen Beziehungen der beiden nordafrikanischen Länder wurden im August 2021 von algerischer Seite aus ausgesetzt. Diese waren bereits seit geraumer Zeit angespannt, da Algerien im Westsahara-Konflikt die Befreiungsbewegung Polisario unterstützt. Die Annäherung Marokkos an Israel war für Algerien dann der Auslöser, die Beziehungen abzubrechen. Man sehe darin eine Untergrabung der Unabhängigkeitsbestrebungen Palästinas, zu deren Führern und Organisationen Algerien seine Kontakte in den letzten Monaten vervielfacht hat. Ebenfalls stark bemüht ist Algerien um engere Beziehungen mit Tunesien. So ist die Volksrepublik das erste Land, das das tunesische Verfassungsreferendum von vergangener Woche anerkennt. Schon Mitte Juli öffnete Algerien zudem seine Grenzen zu seinem östlichen Nachbarn, die seit März 2020 aufgrund der Pandemie geschlossen waren. Dies ist insbesondere für den tunesischen Tourismussektor eine Erleichterung. Ob Algerien nach der Rede des Königs nun auf Marokko zugehen wird, bleibt abzuwarten. Nur einen Tag später gab Tebboune ein Interview, in dem er betonte, dass Algerien mit keinem arabischen Land Probleme habe und alle Staaten respektiere. Spätestens im November werden die beiden Staaten anlässlich eines Gipfels der Arabischen Liga in Algier aufeinandertreffen.

Parlamentswahlen in Senegal

Die Regierungskoalition des senegalesischen Präsidenten Macky Sall entschied die Parlamentswahlen vom Sonntag nur knapp für sich und verliert zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit des Landes die absolute Mehrheit im Parlament, nach vorläufigen Ergebnissen vom Donnerstag. Mit 82 von insgesamt 165 Sitzen der Nationalversammlung müsste sich somit die Regierungskoalition des Präsidenten, Benno Bokk Yakaar (dt. „Vereint in der Hoffnung“) für die Verabschiedung von Gesetzen zukünftig auf andere parlamentarische Kräfte verlassen. 2017 konnte sie noch 125 Sitze für sich entscheiden. Das oppositionelle Bündnis, bestehend aus den beiden Koalitionen Yewwi Askan Wi (dt. „Befreit das Volk“) und Wallu Senegal (dt. „Rettet Senegal“), geführt vom ehemaligen Präsidenten Abdoulaye Wade, konnte 56 bzw. 24 Sitze und somit insgesamt nur zwei Mandate weniger als die Koalition des Präsidenten für sich gewinnen. Drei weitere Sitze gingen an drei kleine oppositionelle Allianzen. Bereits bei den Kommunalwahlen im Januar erlebte die Opposition einen Aufschwung. Dort verzeichneten sie Siege in mehreren Großstädten, darunter auch in der Hauptstadt Dakar. Noch am Montag behaupteten sowohl die Opposition als auch die Regierung die Wahlen gewonnen zu haben. Einige Oppositionsmitglieder wiesen die Ergebnisse zurück oder warfen der Regierung Wahlmanipulation vor. Insgesamt schätzten internationale Wahlbeobachter der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS und dem Kollektiv zivilgesellschaftlicher Organisationen für die Wahlen (COSCE) die Abstimmung dennoch als friedlich und transparent ein. Der Ausgang der Wahlen entscheidet über den politischen Spielraum von Präsident Sall, dem von der Opposition vorgeworfen wird, trotz der Begrenzung auf zwei Amtszeiten, 2024 das dritte Mal für das Präsidentenamt kandidieren zu wollen. Sall selbst jedoch äußerte sich bisher nur vage über seine zukünftigen Pläne und Ambitionen.

Und sonst?

Im Laufe der vom 28. Juli bis 8. August in Birmingham stattfindenden Commonwealth Games erkämpften sich bereits mehrere afrikanische Sportlerinnen und Sportler Podiumsplätze. Doch vier gambische Sprinter sowie die nationale Hoffnungsträgerin dieser Disziplin, Gina Bass, verpassten aufgrund von verzögerten Visa-Prozessen ihre Teilnahme. Bereits zur Leichtathletik-Weltmeisterschaft, die im Juli im amerikanischen Oregon ausgetragen wurde, offenbarten sich ähnliche Probleme. Die südafrikanische Radrennfahrerin Ashleigh Moolman sieht in der fehlenden Globalisierung des Leistungssports eine große Hürde für afrikanische Sportlerinnen und Sportler. Spitzensport sei fast ausschließlich eurozentrisch und benachteilige all jene, die in der Ferne trotz administrativer, finanzieller und kultureller Hürden physische und mentale Topleistungen erbringen. Die oftmals notwendige Auseinandersetzung mit den Realbedingungen späterer Wettbewerbe übersteige zumeist die erlaubte Aufenthaltsdauer der genehmigten Visa. Entgegen aller Widrigkeiten drückt die Deutsche Afrika Stiftung allen afrikanischen Profis die Daumen für ihre bevorstehenden Wettkämpfe.

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