Verleihung des Deutschen Afrika-Preises 2024 an Yvonne Aki-Sawyerr (Sierra Leone)
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas überreichte am Mittwochabend, 16. Oktober 2024, im Allianz Forum in Berlin vor rund 180 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft den Deutschen Afrika-Preis 2024 an Yvonne Aki-Sawyerr. Die Bürgermeisterin von Freetown, der Hauptstadt Sierra Leones, setzt sich unermüdlich für Gleichberechtigung, Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung und nachhaltige, klimaresiliente Stadtplanung ein. Mit dem Preis würdigt die Deutsche Afrika Stiftung den unermüdlichen Einsatz der 56-Jährigen für ihre Vision von „Transform Freetown“, der weit über die Pflichten ihres Amtes hinausgeht. Die Kommunalpolitikerin, die sich über zahlreiche Initiativen für die Förderung von Mädchen und Frauen stark mache, sei eine große Inspiration für zukünftige Politikerinnen und zeige, wie innovative politische Partizipation – ob runde Tische mit Wirtschaft und Zivilgesellschaft, in Stadtteilen und Schulen oder auf den sozialen Medien – auf kommunaler Ebene verwirklicht werden könne, betonte die Bundestagspräsidentin. Auf diesem Wege gelinge es Aki-Sawyerr, die Menschen von Freetown für Demokratie zu begeistern und diese nachhaltig zu stärken. Damit verdeutliche sie, dass wir nicht nur auf dem Weg zu echter Gleichstellung, sondern auch auf dem Weg zu mehr demokratischer Partizipation weltweit voneinander lernen können.
Wie viele afrikanische Städte steht auch Freetown vor den Herausforderungen einer rasanten Urbanisierung und kämpft gleichzeitig mit den Folgen des Klimawandels. Immer wieder wird die sierra-leonische Hauptstadt überschwemmt und von Erdrutschen heimgesucht. Besonders betroffen sind auch die informellen Siedlungen, die durch das rasante Bevölkerungswachstum der Stadt entstanden sind. Und gleichzeitig ist das Geld knapp. Deshalb setzen Yvonne Aki-Sawyerr, die seit 2018 im Amt ist und 2023 wiedergewählt wurde, und ihr Stadtrat auf einfache, aber wirkungsvolle Maßnahmen, gepaart mit innovativen Ideen: Entlang der Küste werden beispielsweise Mangrovenbäume gepflanzt – ein natürlicher Schutzschild gegen Überschwemmungen der Küstensiedlungen. Aber auch in und um die Stadt herum werden Bäume gepflanzt, um Erdrutsche zu verhindern. Mit der von Yvonne Aki-Sawyerr ins Leben gerufenen Initiative „Freetown the Treetown“ wurden bisher nicht nur 1,2 Millionen Bäume gesetzt und somit das selbst gesetzte Ziel von einer Millionen Bäume übertroffen. Durch die Pflanzung und Pflege der Bäume sowie deren digitales Tracking konnten zudem neue Einkommensmöglichkeiten für die Bürgerinnen und Bürger geschaffen werden. Auch im Infrastrukturbereich setzt die Bürgermeisterin auf neue Lösungsansätze: Um den CO2-Ausstoß im Verkehrsbereich zu reduzieren und die Straßen zu entlasten, ließ Aki-Sawyerr eine Machbarkeitsstudie für die Einführung eines Seilbahnsystems durchführen und legte somit den Grundstein für die Umsetzung des Projekts. Frankreich sei bereits mit an Bord, erklärte Aki-Sawyerr und forderte Deutschland auf, sich ebenfalls an der Realisierung der Seilbahn zu beteiligen.
Die Herausforderungen der Stadt sind enorm – doch für Aki-Sawyerr ist Tatenlosigkeit gar keine Option, betonte Jurypräsident Claus Stäcker in seiner Laudatio. Dies spiegele sich auch in ihren Erfolgen wider. So gebe es eine Müllabfuhr und Abwasseraufbereitung – alles ermöglicht durch Aki-Sawyerrs geschickte Investitionspolitik und Zukunftsvision für ihre Heimatstadt, die bereits weit über Westafrika hinaus als Modell dienen. Diese Erfolge seien jedoch nicht ihr persönliches Verdienst, sondern das Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen des Stadtrates und der Bürgerinnen und Bürger Freetowns, unterstrich die Preisträgerin.
Hintergrund
Seit 1993 ehrt die Deutsche Afrika Stiftung (DAS) mit dem Deutschen Afrika-Preis© herausragende Persönlichkeiten des afrikanischen Kontinents, die sich in besonderer Weise für Demokratie, Frieden, Menschenrechte, nachhaltige Entwicklung, Forschung, Kunst und Kultur oder gesellschaftliche Belange in Afrika engagieren. Die Preisträgerinnen und -träger werden von einer unabhängigen 20-köpfigen Jury ausgewählt. Vorsitzender ist Claus Stäcker, Leiter der Afrika-Programme der Deutschen Welle. Die Verleihung erfolgt durch hochrangige deutsche Politikerinnen und Politiker. Die DAS ist eine überparteiliche Stiftung, die sich für die Vermittlung eines differenzierten Afrikabildes im politischen Raum und der deutschen Öffentlichkeit einsetzt.