Verleihung Deutscher Afrika-Preis 2020
Verleihung Deutscher Afrika-Preis 2020
27.10.2020, 19:00 Uhr
Verleihung des Deutschen Afrika-Preises 2020
Bundesaußenminister Maas überreicht Deutschen Afrika-Preis 2020 an somalische Friedensaktivistin

Bundesaußenminister Heiko Maas hat am Dienstagabend in einer feierlichen Zeremonie den Deutschen Afrika-Preis 2020 an die somalische Friedensaktivistin Ilwad Elman überreicht. Mit diesem Preis zeichnet die Deutsche Afrika Stiftung die junge Somalierin für ihr herausragendes gesellschaftliches und politisches Engagement im somalischen Friedensprozess aus.

Zu diesem Anlass kamen unter Einhaltung der geltenden Hygieneauflagen 80 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Allianz Forum am Brandenburger Tor zusammen. Online wurde die Veranstaltung von mehreren Hundert Zuschauerinnen und Zuschauern verfolgt. Maas lobte Ilwad Elman als eine „sehr würdige, inspirierende und zutiefst menschliche Preisträgerin“, die „mit gerade 30 Jahren seit einem Jahrzehnt für die Schwächsten ihrer Gesellschaft einsteht“. Ilwad Elman stehe dabei repräsentativ für eine wachsende Generation junger afrikanischer Frauen, „die voller Kreativität und im Übrigen mit viel Mut neue Wege einschlagen und Gesellschaften verändern.“ Hier könne Deutschland noch viel von Afrika lernen, denn auf unserem Nachbarkontinent „steht hinter jeder vierten Unternehmensgründung eine Frau“ – ein weltweiter Spitzenwert. Maas forderte weiter, die Partnerschaft zwischen Afrika und Europa auszubauen und das gängige Afrikabild hierzulande zu überdenken. „Wenn wir stärker auf Stimmen aus Afrika hören, dann fallen auch die Mauern des Desinteresses und der Vorurteile. Dann erkennen wir das, was uns wirklich verbindet und das ist viel mehr als wir wirklich glauben.“

 

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Ilwad Elmans Arbeit in Somalia ist nicht ohne Risiken – ihr Vater und ihre Schwester verloren ihr Leben. Gleichzeitig demonstriert die Arbeit des Elman Peace Centres, dass Somalia mehr ist als nur ein von Krisen und Kriegen geschütteltes Land. Vieler gesellschaftlicher und politischer Widerstände zum Trotz kann die junge Hoffnungsträgerin eine Reihe von Erfolgen bei der Durchsetzung von Frauenrechten und der Schaffung von Zukunftsperspektiven für Somalias Jugend vorweisen. Im Alter von 20 Jahren gründete Ilwad Elman 2010 mit Sister Somalia das landesweit erste Betreuungszentrum für Opfer sexueller Gewalt – mittlerweile gibt es neun Zentren dieser Art. Elman leistete einen maßgeblichen Beitrag zur Verabschiedung des ersten Gesetzes in Somalia, das Sexualdelikte unter Strafe stellt. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit Ilwad Elmans gilt der Reintegration von Kindersoldaten: Unter Ilwads Leitung hat die Initiative Drop the gun, pick up the pen des Elman Peace Centres in Mogadishu Tausenden von früheren Kindersoldaten den Wiedereinstieg in das zivile Leben ermöglicht.

Die Auszeichnung mit dem Deutschen Afrika-Preis beschreibt Ilwad Elman als große Ehre für sich und ihre Arbeit mit dem Elman Peace Centre. „Es gibt 700 Mio. junge Afrikanerinnen und Afrikaner unter 30 Jahren. Als eine unter ihnen gewürdigt zu werden, erfüllt mich mit großem Stolz“, sagt sie im Gespräch mit Moderatorin Sabrina N’Diaye. Somalias Jugendliche sieht Elman als Schlüssel zum Erfolg auf dem Weg zu einem nachhaltigen Frieden in ihrem Land, deren Potenzial noch nicht vollständig abgerufen werde: „Wir müssen die Jugend stärker einbeziehen, ihr die Fähigkeit zum kritischen Denken beibringen und berufliche Qualifikationen anbieten. Junge Menschen müssten in die Lage versetzt werden, Führungsrollen zu übernehmen; dies müsse idealerweise institutionalisiert werden.“ Um die Jugend zu erreichen, ist Ilwad Elman insbesondere in den sozialen Medien präsent – über 70.000 Menschen folgen ihr auf Twitter, fast 150.000 auf Instagram. Dabei geht es ihr auch darum, das Medienbild von Somalia zurechtzurücken: „Ich möchte zeigen, dass es in Somalia viel mehr gibt als den Krieg – es gibt Leben, Gemeinschaft, Gelächter, Stabilität und Innovation. Wir sind eine quasi bargeldlose Gesellschaft und haben eine der schnellsten Internetverbindungen des afrikanischen Kontinents.“ Solche positiven Entwicklungen gelte es auch in Europa bekannter zu machen, so die junge Preisträgerin.

Die Laudatio von Jury-Präsident des Deutschen Afrika-Preises 2020, Claus Stäcker, finden Sie im Downloadbereich.
Zur Festrede von Bundesaußenminister Heiko Maas geht es hier.

 

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