Jubiläum ohne Feierlaune: Südsudan begeht den zehnten Jahrestag der Staatsgründung
Am heutigen Freitag feiert die Republik Südsudan das 10-jährige Jubiläum ihrer Unabhängigkeit von der Republik Sudan am 9. Juli 2011. Coronabedingt wird es keine offiziellen Feierlichkeiten geben, wie der Ministerrat bekannt gab, der im gleichen Zug auch die Vereidigung der Übergangslegitative auf unbestimmte Zeit verschob. An sich ein Tag der Freude, der allerdings von den enormen Herausforderungen überschattet wird, mit der die jüngste Nation in Afrika bis zum heutigen Tag zu kämpfen hat: Das Land leidet unter den Folgen eines Bürgerkriegs und sieht sich großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten gegenüber: 60 Prozent der Bevölkerung benötigen auch zehn Jahre nach der Unabhängigkeit humanitäre Hilfe, mehr als zwei Millionen Menschen sind in die Nachbarländer geflüchtet, 1,3 Mio. Menschen leben als Binnenvertriebene im eigenen Land. 2005 hatten die Bürgerkriegsparteien aus dem Norden und Süden des ehemaligen Sudan sich auf ein umfassendes Friedensabkommen (CPA) geeinigt. Nachdem sich im Januar 2011 fast 99 Prozent der Bevölkerung für die Trennung von der Republik Sudan und einen unabhängigen Staat ausgesprochen hatten, wurde der Süden am 9. Juli 2011 in die Unabhängigkeit entlassen. Doch bereits zwei Jahre danach, im Jahr 2013, stürzte das Land erneut in einen Bürgerkrieg, der erst 2018 mit einem Friedensabkommen beendet wurde. Es sollte wiederum zwei weitere Jahre dauern, bis vergangenes Jahr eine (fragile) Regierung der nationalen Einheit gebildet wurde, deren Führung der langjährige Präsident Salva Kiir und sein Stellvertreter Riek Machar innehaben. Kiir ist es in seiner 10-jährigen Regierungszeit als Präsident des Südsudan nicht gelungen, die Bevölkerung von etwa zwölf Millionen Menschen zu vereinen und die rund 60 ethnischen Gruppen einander näherzubringen. Auch Wahlen wurden immer wieder verschoben und sollen jetzt 2023 stattfinden. Die Einnahmen aus den beträchtlichen Ölvorkommen des Landes wurden genutzt, um einen Sicherheitsapparat zu finanzieren. Der Aufbau staatlicher Institutionen, die dem Wohl der Bevölkerung gewidmet wären, wurde hingegen vernachlässigt. Kiir selbst führt die schwierige soziale und wirtschaftliche Lage auf die Sanktionen durch die internationale Gemeinschaft zurück. Sie würden dem Südsudan Einnahmen entziehen und trügen zur Verarmung der Bevölkerung bei.
Weitere Informationen zum Thema und eine Aufzeichnung unserer Veranstaltung “10. Jahrestag der Unabhängigkeit des Südsudan: Gebrochene Versprechen, aktuelle Herausforderungen und der Weg in die Zukunft” vom 1. Juli 2021 finden Sie hier.
SADC-Delegation bricht Vermittlungsmission in Eswatini ab
Im letzten absolutistischen Königreich Afrikas, Eswatini, ist es in den vergangenen Wochen zu Pro-Demokratie-Protesten gekommen. Der kleine Binnenstaat im Süden Afrikas, einst „Swasiland“ genannt, wird seit über drei Jahrzehnten von König Mswati III. regiert. Schon lange herrscht in der Bevölkerung des Landes große Unzufriedenheit über seine Art des Regierens; dem König werden Unterdrückung, Ausbeutung und Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Bereits in den vergangenen Jahren war es deshalb zu Ausschreitungen gekommen. Nach gewaltvollen und zerstörerischen Ausschreitungen zwischen Regimekritikerinnen und -kritiker und Militärkräften vergangene Woche wurde das Internet abgeschaltet. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International berichtet von mindestens 20 Todesopfern und vielen Verletzten durch Polizeigewalt bei den Protesten. Als Reaktion reiste am vergangenen Wochenende eine kleine Delegation der südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrikas (Southern African Development Community, SADC) in das Land – mit dem Ziel, den politischen Konflikt unter Kontrolle zu bringen. Die Mission wurde jedoch nach kurzer Zeit abgebrochen, als ans Licht kam, dass die von der eswatinischen Regierung benannten zivilgesellschaftlichen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern der Kommission lückenlos Verbindungen zum Königshaus hatten. Auch die Vereinten Nationen äußerten sich besorgt über die tödlichen Ausschreitungen und fordern eine unabhängige Untersuchung aller mutmaßlichen Rechtsverletzungen. Obwohl sich die Lage nach Aussage der Pressesprecherin des UN-Menschenrechtsbüros Liz Throssell mittlerweile wieder beruhigt hat, bleibt die Situation im Land unbeständig; weitere Ausschreitungen beider Seiten seien möglich. Auch wenn seit Beginn dieser Woche die Geschäfte in Eswatini wieder öffneten, bleibt eine nächtliche Ausgangssperre vorerst in Kraft.
Und sonst?
Mit der Ecole de Peinture Poto-Poto feiert die renommierteste Kunstschule in der Republik Kongo in dieser Woche ihr siebzigjähriges Bestehen. Die in Moungali, einem Viertel der Hauptstadt Brazzaville, gelegene Akademie wurde 1951 gegründet und war damit nicht nur eine der ersten Kunstinstitutionen ihrer Art im Kongo, sondern überhaupt in ganz Zentralafrika. Die Bandbreite an Werken der dort arbeitenden Künstlerinnen und Künstler reicht von farbenfrohen Ölgemälden bis hinzu cartoonartigen Darstellungen des täglichen Lebens. Allerdings fällt es den Kunstschaffenden aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie im Land aktuell schwer, einen Absatzmarkt für ihre Werke zu finden. Die Verantwortlichen der Kunstschule hoffen deswegen auf neue Perspektiven, die durch eine sich im Aufbau befindliche und von der UNESCO finanzierte virtuelle Galerie entstehen könnten.
Hinweis
Vom 16.-17. Juli findet das diesjährige African Book Festival im Berliner Freiluftkino Rehberge statt. Die dritte Ausgabe des Festivals holt die ausgefallene Veranstaltung aus dem Jahr 2020 nach und ist mit Publikum geplant. Das von Kalaf Epalanga kurierte Festival beschäftigt sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig mit lusophoner Literatur. Dabei stehen insbesondere Werke aus Angola im Zentrum der Veranstaltung.