KW 35/2022: Geschichte zählt
Pressespiegel 26.8.2022 bis 2.9.2022

Neuanfang der algerisch-französischen Beziehungen

Zum Abschluss seines dreitägigen Besuchs in Algerien unterzeichneten der französische Präsident Emmanuel Macron und der algerische Präsidenten Abdelmadjid Tebboune am vergangenen Samstag eine Absichtserklärung, die das angespannte Verhältnis der beiden Nationen dauerhaft bessern soll. Um dies zu konkretisieren, soll ein Kooperationsrat geschaffen werden, der künftig gemeinsam über bilaterale und internationale Fragen beraten wird. Die von den beiden Staatsoberhäuptern getroffene Vereinbarung betrifft vor allem die Bereiche Energie, Sicherheit und Geschichtspolitik und fällt in eine Zeit, in der sich Europa bemüht, russische Gasimporte zu ersetzen. Algerien ist Afrikas Top-Gaslieferant und nur wenige Tage nach Macrons Besuch nahmen Paris und Algier die Verhandlungen über einen neuen Gas-Deal auf. Bereits jetzt ist Algerien nach Russland und Norwegen Europas drittgrößter Gaslieferant und könnte seine Exporte nach Frankreich fortan um bis zu 50% steigern. Auch bei der Energieforschung, insbesondere zu Gas und Wasserstoff, soll künftig enger zusammengearbeitet werden. Das nordafrikanische Land gilt zudem als essentieller Partner in der Terrorismusbekämpfung sowie wichtiger Partner in Fragen europäischer Migrationspolitik. Darüber hinaus kündigte Präsident Macron die Förderung des kulturellen Austauschs und hier insbesondere der französischen Sprache an. So sollen bereits noch in diesem Jahr zusätzlich zu den bisher 30.000 weitere 8.000 algerische Studentinnen und Studenten Visa für ein Studium in Frankreich erhalten. Um die durch die Kolonialzeit vorbelasteten Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu stärken, einigte man sich zudem auf die Bildung einer Kommission aus algerischen und französischen Historikerinnen und Historikern, die Zugang zu den nationalen Archiven erhalten und die Kolonialgeschichte der beiden Staaten aufarbeiten soll. Diese hatte in der Vergangenheit immer wieder zu Spannungen zwischen Algier und Paris gesorgt, bis es die bilateralen Beziehungen im vergangenen Jahr ihren vorübergehenden Tiefpunkt der Beziehungen erreichten, nachdem Macron die Existenz Algeriens als Nation vor der französischen Besatzung in Frage gestellt und Tebbounes Regierung vorgeworfen hatte, Hass gegen Frankreich zu schüren. Daraufhin hatte diese den algerischen Botschafter aus Paris zwischenzeitlich abgezogen und französischen Militärflugzeugen den Zugang zum algerischen Luftraum verweigert.

Regierungspartei gewinnt Parlamentswahlen in Angola

In Angola gewann die Regierungspartei MPLA von Staatschefs João Lourenço die Parlamentswahlen vom vergangenen Mittwoch. Damit kann Lourenço eine zweite Amtszeit antreten und für weitere fünf Jahre das Amt des Präsidenten bekleiden. Wie die Nationale Wahlkommission am Montag verkündete, gewann die Volksbewegung zur Befreiung Angolas (MPLA) mit 51,17 Prozent der Stimmen die Wahl knapp vor der Nationalen Union für die totale Unabhängigkeit Angolas (UNITA), der größten Oppositionspartei, die mit 43,95 Prozent ihr bisher bestes Wahlergebnis einfahren konnte. Die Wahlbeteiligung lag bei 45 Prozent. Zwar geht die MPLA somit als Sieger aus der Wahl hervor und hält mit 124 von 220 Sitzen weiterhin die Mehrheit im Parlament, dennoch büßte die Regierungspartei ihre bisherige Zweidrittelmehrheit ein und verzeichnete das historisch schlechteste Wahlergebnis. Die Wahlkommission rief bereits am Montag Lourenço zum Präsidenten aus, da die siegreiche Partei automatisch den Staatschef stellt, obwohl laut dem Kommissionsvorsitzenden Manuel Pereira da Silva nicht alle Mitglieder der Wahlkommission das offizielle Endergebnis unterzeichneten; auch UNITA kündigte an, das Ergebnis anzufechten. So forderte UNITA-Kandidat Adalberto Costa Júnior bereits vergangene Woche eine internationale Überprüfung des Wahlergebnisses. Weder sei die Partei in der Schlussphase ausreichend informiert worden, noch habe sie eine Kopie des Auszählungsprotokolls erhalten, so der Vorwurf von Costa Júnior. Hinzu komme die umfassende Kontrolle des Wahlprozesses und der Medienberichterstattung durch die Regierungspartei. Laut Expertinnen und Experten gilt das Erfolgspotenzial rechtlicher Schritte als sehr gering. Die MPLA steht derweil aufgrund der wirtschaftlichen Situation des Landes unter Zugzwang. Zwischen 2014 und 2020 sank das Bruttoinlandsprodukt von über 137 auf unter 54 Milliarden US-Dollar. Korruptionsvorwürfe gegen die Familie des früheren Präsidenten José Eduardo dos Santos sowie seinen Unterstützern führten nicht zuletzt auch zum Zerwürfnis zwischen Lourenço und der Familie seines Vorgängers und dominierten den Wahlkampf.

Und sonst?

Vom 26. bis 28. August fand das jährliche African Book Festival in Berlin statt, dieses Jahr unter dem Motto Yesterday, Today, Tomorrow und unter Schirmherrschaft von Staatsministerin Claudia Roth. Organisiert vom gemeinnützigen Verein InterKontinental e.V und in diesem Jahr kuratiert von dem südafrikanischen Autor, Fotografen und Filmemacher Lidudumalingani, hatten die Besucherinnen und Besucher des Festivals die Möglichkeit, an zahlreichen Lesungen, Diskussionen, Interviews sowie Konzerten teilzunehmen und sich mit bekannten afrikanischen und afrodiasporischen Autorinnen und Autoren sowie Künstlerinnen und Künstlern auszutauschen. Dabei stand auch die Auseinandersetzung mit aktuellen sozialen, kulturellen und politischen Themen im Fokus. Im Anschluss an das erfolgreiche Festival gab die botsuanische Erfolgsautorin Lauri Kubuitsile am 31. August im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Unter dem Baobab“ der DAS eine exklusive Lesung, in der sie ihren historischen Roman The Scattering (dt.: Zerstreuung) vorstellte. Dieser spielt zu Zeiten des deutschen Genozids an den Herero im heutigen Namibia und des zweiten Buren-Kriegs in Südafrika und erzählt auf einfühlsame und gleichzeitig brutale Weise von den traumatischen Kriegserfahrungen zweier Frauen. Die deutsche Ausgabe des Romans kann beim Verlag InterKontinental erworben werden.

Presseübersicht
Filtern
Pressespiegelarchiv
Keine Ergebnisse