Geplante Teilung von Sierra Leones Hauptstadt
Berichten zufolge hat das Kabinett von Sierra Leone am Mittwoch einem Vorschlag zur Neustrukturierung der Hauptstadt Freetown zugestimmt. Demnach soll Freetown künftig in zwei eigenständige Städte mit jeweils eigener kommunaler Verwaltung aufgeteilt werden. Darüber hinaus sei geplant, die westliche ländliche Region Freetowns in drei separate Verwaltungsgebiete zu gliedern. Insgesamt würde die Region damit künftig aus fünf kommunalen Einheiten bestehen. Wie der Minister für lokale Verwaltung und ländliche Entwicklung, Tamba Lamina, erklärte, sei die hohe Bevölkerungsdichte in Freetown der Hauptgrund für die geplante Aufteilung. Ziel der Maßnahme sei es, die städtische Verwaltung effizienter zu gestalten und eine bessere kommunale Dienstleistung zu gewährleisten. Rechtlich stützt sich der Plan auf das Lokalverwaltungsgesetz von 2022, das dem Präsidenten die Befugnis gibt, neue Gebietseinheiten zu erklären. Dabei sollen jedoch Kriterien wie Bevölkerungsdichte, geographische Kontinuität und zukünftiges Wachstum berücksichtigt werden.
In einem offenen Brief an Lamina äußerte die Bürgermeisterin von Freetown und Preisträgerin des Deutschen Afrika-Preises 2024, Yvonne Aki-Sawyerr, Bedenken hinsichtlich der fehlenden Konsultation mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der betroffenen Gebiete und der möglichen Folgen für die Stadtentwicklung. Zudem erfülle Freetown, das trotz seiner vergleichsweise kleinen Fläche über 15 Prozent der Gesamtbevölkerung des Landes beherbergt, eine wichtige wirtschaftliche und administrative Funktion für Sierra Leone.
Die vorgeschlagene Aufteilung könnte bestehende Herausforderungen in der städtischen Verwaltung, die aufgrund der Zentralisierung auf nationaler Ebene auf fehlende Befugnisse in den Bereichen Stadtplanung, Straßenbau und Wasserversorgung zurückzuführen sind, nicht lösen, sondern eher weiter verstärken. Darüber hinaus weist die Bürgermeisterin auf laufende stadtweite Projekte hin, wie etwa ein neues System zur Müllentsorgung, dessen erfolgreiche Umsetzung von einer einheitlichen Verwaltungsstruktur abhängt. Sie äußert sich zudem besorgt über die Finanzierung einer zweiten lokalen Verwaltungseinheit. Laut dem lokalen Regierungsgesetz von 2022 sollen Kommunalverwaltungen ihre Arbeit aus eigenen Einnahmen, staatlichen Zuschüssen für übertragene Aufgaben sowie aus Leistungen, die vom Staat übertragen wurden, finanzieren. Die Stadtverwaltung Freetown ist jedoch bereits jetzt schon stark auf ausstehende staatliche Mittel angewiesen. Daten zur Steuererhebung zeigen zudem teils erhebliche regionale Unterschiede bei der Einnahmeerhebung innerhalb der Stadt, die durch eine Teilung weiter verstärkt werden könnten und sich negativ auf die Bereitstellung öffentlicher Dienste auswirken würden.
Hintergrund der Debatte ist die politische und soziale Struktur Freetowns, das seit der Unabhängigkeit Sierra Leones im Jahr 1961 als Hauptstadt fungiert und historisch eng mit der ethnischen Gruppe der Krios verbunden ist. Kritische Stimmen sehen in der Teilung der Stadt auch eine Verschiebung demographischer Machtverhältnisse, da somit eine Stadt mit zahlenmäßiger Überlegenheit der traditionell der Regierungspartei SLPP zugewandten Bevölkerung mit südlicher Herkunft entstehen könnte. Kritikerinnen und Kritiker werfen Präsident Julius Maada Bio zudem seit seinem Amtsantritt 2018 vor, Personen aus dem Süden des Landes bevorzugt Grundbesitz in Freetown zugewiesen zu haben.
Neben innenpolitischen Spannungen sieht sich Sierra Leone auch mit neuen außenpolitischen Herausforderungen konfrontiert. So erließ US-Präsident Donald Trump am Donnerstag ein partielles Einreiseverbot gegen Sierra Leone, das bis Dezember 2025 nichtständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat ist. Dieses partielle Einreiseverbot gilt unter anderem auch für Burundi und Togo. Für Staatsangehörige weiterer zwölf Länder, darunter die afrikanischen Staaten Äquatorialguinea, Eritrea, Libyen, Republik Kongo, Somalia, Sudan und Tschad, gelten dagegen vollständige Einreiseverbote. Staatsangehörige dieser Länder dürfen von nun an nur mit speziellen Ausnahmen in die USA einreisen.
Côte d’Ivoire eröffnet Agrarrohstoffbörse
Am vergangenen Mittwoch wurde in Abidjan, der Hauptstadt der Côte d’Ivoire, offiziell die Bourse des matières premières agricoles (BMPA-CI) eröffnet. Es ist die erste Agrarrohstoffbörse Westafrikas. Ziel des neuen Marktplatzes ist es, transparente und faire Handelsbedingungen im Agrarsektor zu schaffen, Preisstabilität zu fördern und die Position der Produzentinnen und Produzenten entlang der Wertschöpfungskette zu stärken. Die Planungen begannen bereits 2016, jedoch wurde die Eröffnung mehrfach verschoben. Am vergangenen Freitag fand schließlich der erste Handelstag statt. Dabei wurden rund 89 Tonnen Agrarrohstoffe im Gesamtwert von knapp 50.000 € gehandelt. Zum Handelsstart listet die neue Börse rohe Cashewnüsse, Kolanüsse und Mais – Produkte mit hoher Bedeutung für den landwirtschaftlichen Sektor des Landes. Nach und nach soll der Handel zudem auf rund 20 Agrarprodukte ausgeweitet werden, darunter auch Kakao, das wichtigste Exportgut der Côte d’Ivoire. Mittelfristig rechnet die Regierung mit einem Anstieg der über die Börse abgewickelten Transaktionen um 20 bis 30 Prozent.
Die BMPA-CI soll die Marktstruktur transparenter gestalten und informelle Handelsprozesse ablösen. Künftig können Produzentinnen und Produzenten ihre Ware an zugelassene Lagerhäuser mit einer Gesamtkapazität von rund 500.000 Tonnen in der Nähe ihrer Anbaugebiete liefern. Im Gegenzug erhalten sie eine standardisierte Quittung, die als offizielles Wertpapier an der Börse gilt. Damit können sie ihre Ernte über Maklerinnen und Makler online vermarkten, wo sie entweder für den Export oder die Weiterverarbeitung direkt verkauft wird. Laut Raoul-Alex Zouzou, Direktor der Maklerfirma ACBH, ermöglicht das System eine objektive Qualitätsbewertung der Produkte und eine gerechte Bezahlung der Produzentinnen und Produzenten. Auch helfe die Börse, saisonale Angebots- und Preisschwankungen abzufedern.
Darüber hinaus gelten an der BMPA-CI feste Preisgrenzen, die extreme Marktschwankungen begrenzen sollen. Für Cashewnüsse sind Preisänderungen innerhalb eines Handelstags auf 10–15 Prozent begrenzt, für Kolanüsse und Mais auf 25 Prozent. Zudem existiert für Cashewnüsse ein staatlich festgelegter Mindestpreis von 0,65 Euro pro Kilogramm. Als zugelassene Maklerfirmen sind derzeit der West African Commodities Market, Raw Material Trading und ACBH registriert. Zu den Teilnehmenden gehören Kleinbäuerinnen und -bauern, Genossenschaften sowie Export- und Investitionsunternehmen. Die Finanztransaktionen werden über die nationale Investitionsbank der Côte d’Ivoire, der Banque Nationale d’Investissement (BNI) abgewickelt.
Die UN-Wirtschaftskommission für Afrika lobt die BMPA-CI als wichtigen Schritt für die Region. Rohstoffbörsen könnten zur Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten beitragen und sich stabilisierend auf Ernährungssicherheit, Preisstabilität und Exportdiversifizierung auswirken. Die BMPA-CI biete durch mehr Transparenz und Vorhersehbarkeit einen verlässlichen Rahmen für alle Beteiligten.
Beobachterinnen und Beobachter verweisen jedoch auch auf einige Herausforderungen. Dazu zählen unter anderem die begrenzte Infrastruktur, eingeschränkter Zugang zu Finanzmitteln sowie ein noch ausbaufähiges Bewusstsein der beteiligten Akteurinnen und Akteure für die Funktionsweise der Börse. Nicholas Sitko von der Food and Agriculture Organization kritisiert, dass insbesondere Kleinbäuerinnen und -bauern durch Anforderungen wie Produktstandardisierung, zugelassene Lagerhäuser und administrative Vorgaben benachteiligt seien. Um eine breite Nutzung der Börse zu ermöglichen, sei es daher entscheidend, insbesondere kleinere Erzeugerinnen und Erzeuger gezielt einzubinden und entsprechend zu schulen.
Côte d’Ivoire ist der weltweit größte Kakaoproduzent und ein führendes Exportland von Agrarrohstoffen wie Cashewnüssen oder Kaffee. Insgesamt macht der Agrarsektor rund 25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts des Landes aus und umfasst knapp 40 Prozent der Exporte. Mit der Eröffnung der BMPA-CI will das Land seine Rolle auf dem internationalen Agrarmarkt weiter festigen und strukturieren. Zugleich reiht sich Côte d’Ivoire in die Gruppe der 15 bestehenden Rohstoffbörsen Afrikas ein – ein Schritt, der nicht nur nationale, sondern auch regionale Impulse setzen soll.
Und sonst?
Am vergangenen Mittwoch verstarb der kenianische Schriftsteller Ngũgĩ wa Thiong’o im Alter von 87 Jahren in den Vereinigten Staaten. In seinen zahlreichen Romanen, Theaterstücken und Essays setzte er sich mit den Auswirkungen kolonialer Gewalt und postkolonialer Machtstrukturen auf Gesellschaften und Individuen auseinander. Im Jahr 1964 veröffentlichte er seinen ersten Roman Weep Not, Child, der als erster englischsprachiger Roman eines ostafrikanischen Autors große internationale Aufmerksamkeit erregte. Ab den 1970er-Jahren entschied er sich dazu, ausschließlich in seiner Muttersprache Kikuyu zu schreiben, um die kulturelle Selbstbestimmung zu stärken und sich gegen die sprachliche Dominanz der Kolonialmacht zu stellen. Sein Theaterstück Ngaahika Ndeenda (1977) kritisierte die politische Elite Kenias und führte zu seiner Verhaftung ohne Gerichtsverfahren. Während seiner einjährigen Haft schrieb er den Roman Caitaani mũtharaba-Inĩ (engl. Devil on the Cross), seinen ersten Roman in Kikuyu. Auch in späteren Jahren blieb sein Verhältnis zur politischen Führung in Kenia angespannt. 1982 ging er ins Exil, zunächst in das Vereinigte Königreich und später in die USA. Ngũgĩs Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und weltweit rezipiert. Er galt über Jahrzehnte hinweg als eine zentrale Figur der afrikanischen Literatur und wurde mehrfach als Anwärter für den Literaturnobelpreis genannt.
Sondermeldungen
Am vergangenen Donnerstag wurde Sidi Ould Tah, ehemaliger Finanzminister Mauretaniens, zum neuen Präsidenten der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) gewählt. Er übernimmt das Amt am 1. September 2025 von seinem Vorgänger Akinwumi Adesina. Zentrale Schwerpunkte seiner künftigen Amtszeit sind die Mobilisierung von Ressourcen, Reformen im Finanzsektor sowie der Ausbau nachhaltiger Infrastruktur. Auf internationaler Ebene wählte die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) am Dienstag fünf neue nichtständige Mitglieder für den Sicherheitsrat. Darunter befinden sich auch die afrikanischen Staaten Demokratische Republik Kongo und Liberia. Ihr Mandat beginnt im Januar 2026 und läuft bis Ende 2027. Sie folgen auf Algerien und Sierra Leone, deren nichtständige Mitgliedschaft gemeinsam mit Guyana, der Republik Korea, und Slowenien im Dezember endet. Bereits seit Januar 2024 im Rat vertreten sind Dänemark, Griechenland, Pakistan, Panama und Somalia; ihre Amtszeit läuft noch bis Ende 2026.