Für ihr innovatives und unerschütterliches Engagement um nachhaltige Stadtentwicklung und lokale Partizipation erhält Yvonne Aki-Sawyerr, die Bürgermeisterin der sierra-leonischen Hauptstadt Freetown, den Deutschen Afrika-Preis 2024.
Die Verleihung des Preises durch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas findet am 16. Oktober 2024 im Allianz Forum in Berlin statt. Mit ihrem partizipativen Ansatz zur gerechten Stadtentwicklung setzt die 56-Jährige, die seit 2018 im Amt ist, Schritt für Schritt ihre Vision von einer lebenswerten, gerechten und nachhaltigen Hauptstadt um.
Die Deutsche Afrika Stiftung (DAS) würdigt mit dem Preis den Einsatz von Aki-Sawyerr für Nachhaltigkeit, Bürgerinnen- und Bürgerpartizipation und klimagerechte Stadtentwicklung, der weit über die Pflichten ihres Amtes hinaus geht. So kann Aki-Sawyerr, die im Juni 2023 für eine zweite Amtszeit bestätigt wurde, bereits beeindruckende Erfolge vorweisen: Mit der Erarbeitung des Entwicklungsplans „Transform Freetown – Transforming Lives“, an dem neben der Regierung auch Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft beteiligt waren, hat sie nicht nur gezeigt, wie politische Partizipation erfolgreich umgesetzt werden kann. Sie hat auch den Bau und die Inbetriebnahme der ersten Abwasseraufbereitungsanlage in Freetown initiiert. Darüber hinaus ist es ihr gelungen, über 1.500 Jobs zu schaffen, umfangreiche Hochwasserschutzmaßnahmen umzusetzen und 160 Wasserspeicher und Regenwassersammelsysteme in den Gemeinden zu installieren. Im Rahmen der #FreetownTheTreeTown-Initiative wurden bereits 977.000 Bäume gepflanzt – so sollen u.a. die Auswirkungen des Klimawandels abgeschwächt und die umliegenden Wälder geschützt werden. Denn wie viele afrikanische Länder ist auch Sierra Leone stark von den Folgen des Klimawandels betroffen und immer wieder sterben Menschen durch Erdrutsche und Überschwemmungen. Das digitale Baumtracking ermöglicht dabei nicht nur die nachhaltige Überwachung des Wachstums der Bäume, sondern kreiert einen Wirtschaftskreislauf, der durch das Anpflanzen von Bäumen Einkommensmöglichkeiten für die Bürgerinnen und Bürger schafft. Die Vorbildfunktion ist groß, inzwischen lässt sich bspw. Südafrikas Hauptstadt Pretoria von Freetown beraten, um das System bei sich umzusetzen.
Auch im Bereich Verkehr geht Aki-Sawyerr mit innovativen Ideen voran und hat unter anderem eine Machbarkeitsstudie für die Einführung eines Seilbahnsystems in Auftrag gegeben. Mit ihren Projekten schafft die Bürgermeisterin der westafrikanischen Metropole Arbeitsplätze und Investitionsmöglichkeiten in den Bereichen Tourismus, Abfallwirtschaft, Infrastrukturentwicklung und Green Economy. Ein Beispiel für ihren vernetzten, gemeindebasierten Ansatz stellen die im März dieses Jahres eingeführten Wasserkioske dar. Hier werden junge Frauen aus den Gemeinden in den Bau und Betrieb der Kioske, die mit solarbetriebenen Reinigungssystemen ausgestattet sind, eingebunden. Die derzeit 25 Wasserkioske bieten nicht nur zahlreichen Gemeinden zum ersten Mal Zugang zu sauberem Wasser, sondern auch jungen Frauen die Möglichkeit, diese als Unternehmen zu betreiben und fördert so deren Selbstbestimmung. Gleichzeitig verringern die frauenbetriebenen Wasserkioske auch das Risiko sexueller Übergriffe auf Frauen beim Wasserholen. Mithilfe solcher und weiterer Initiativen sollen bis zum Jahr 2028 insgesamt 120.000 Arbeitsplätze für Frauen und Jugendliche geschaffen schaffen und die Infrastruktur – gerade auch in den Slumgebieten – verbessert werden.
Die international angesehene Bürgermeisterin und Finanzexpertin ist eine Inspiration für aufstrebende afrikanische politische Führungspersönlichkeiten und beweist in einer Zeit, in der die Klimakrise und die wachsende Urbanisierung Kommunen weltweit vor zunehmende politische und sozioökonomische Herausforderungen stellen, wie partizipative und gute Regierungsführung auf lokaler Ebene zu wirkungsvoller Lösungsfindung führen und Lebensstandards verbessert werden können. Damit ist sie nicht nur Vorbild in ihrem Heimatland Sierra Leone und auf dem afrikanischen Kontinent, sondern auch für Lokalpolitikerinnen und -politiker weltweit.
Seit 1993 ehrt die Deutsche Afrika Stiftung (DAS) mit dem Deutschen Afrika-Preis© herausragende Persönlichkeiten des afrikanischen Kontinents, die sich in besonderer Weise für Demokratie, Frieden, Menschenrechte, nachhaltige Entwicklung, Forschung, Kunst und Kultur oder gesellschaftliche Belange in Afrika engagieren. Die Preisträgerinnen und -träger werden von einer unabhängigen 20-köpfigen Jury ausgewählt. Vorsitzender ist Claus Stäcker, Leiter der Afrika-Programme der Deutschen Welle. Die Verleihung erfolgt durch hochrangige deutsche Politikerinnen und Politiker vor ca. 250 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Die DAS ist eine überparteiliche Stiftung, die sich für die Vermittlung eines differenzierten Afrikabildes im politischen Raum und der deutschen Öffentlichkeit einsetzt.
Hintergrundinformation zur Preisträgerin:
Nach ihrem Studium am Fourah Bay College in Freetown und an der London School of Economics and Political Science war Yvonne Aki-Sawyerr mehr als 25 Jahre als Finanzexpertin und Wirtschaftsprüferin in London tätig. Ihre Arbeit im öffentlichen Sektor Sierra Leones begann mit ihrem Engagement während der Ebola-Epidemie 2014-2015 und ihrer anschließenden Funktion als Leiterin des Umsetzungsteams für die zweite Phase eines Multi-Stakeholder-Programms zur Förderung des nachhaltigen sozioökonomischen Sierra Leones. 2018 wurde sie zur Bürgermeisterin von Freetown gewählt, bei den Wahlen 2023 wurde sie in ihrem Amt bestätigt. Neben ihrer lokalpolitischen Tätigkeit ist Aki-Sawyerr seit November 2023 auch Co-Vorsitzende von C40, einem globalen Netzwerk von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, die gemeinsam gegen die Klimakrise vorgehen wollen.
Yvonne Aki-Sawyerr wird am Montag, den 14. Oktober um 9:00 Uhr für ein Pressegespräch in Berlin-Mitte zur Verfügung stehen. Sollten Sie Interesse an einer Teilnahme haben, kontaktieren Sie uns bitte.