RSF ruft Parallelregierung im Sudan aus
Am Samstag rief die von den Rapid Support Forces (RSF) geführte Allianz Tasis eine Parallelregierung im Sudan aus. Der 15-köpfige Präsidialrat, der künftig die Funktion des Staatsoberhauptes übernehmen soll, wird von RSF-Kommandeur Mohamed Hamdan Dagalo, besser bekannt unter dem Namen Hemedti, geleitet. Als Vizepräsident des Rates wurde Abdelaziz al-Hilu, Chef der Sudan People’s Liberation Movement-North (SPLM-N) eingesetzt. Berichten zufolge gingen 47 Prozent der Regierungsposten an Personen aus dem Umfeld der RSF, während die SPLM-N etwa ein Drittel der Posten erhielt. Die restlichen Posten wurden unter kleineren politischen Parteien, die der Allianz angehören, verteilt. Zum Premierminister der sogenannten „Regierung des Friedens und der Einheit“ wurde Mohamed Hassan al-Taishi, ehemaliges Mitglied des Übergangsrats (2019–2021), ernannt.
Die Ausrufung der Parallelregierung erfolgt rund zwei Jahre nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges zwischen der RSF und den Sudanese Armed Forces (SAF) unter Militärchef Abdel Fattah al-Burhan im April 2023. Die vom Militär gestützte Übergangsregierung in Port Sudan wies die Parallelregierung als „Phantomregierung“ entschieden zurück. Auch international gab es scharfe Kritik. Die Afrikanische Union rief ihre Mitgliedstaaten und die internationale Gemeinschaft dazu auf, die parallele Regierung nicht anzuerkennen und sprach von schwerwiegenden Konsequenzen für die Friedensbemühungen und die Zukunft des Landes. Auch Vertreterinnen und Vertreter der UN warnen vor einer weiteren Zersplitterung.
Am Tag nach der Ausrufung der Parallelregierung ernannte Sudans Premierminister KamiI Idris fünf weitere Kabinettsmitglieder – darunter auch erstmals eine Frau. Damit sind nun 20 der 22 angekündigten Posten in Idris’ sogenannter „Regierung der Hoffnung“ besetzt. Idris, der bei den Präsidentschaftswahlen 2010 als unabhängiger Kandidat angetreten war, war im Mai von Übergangsratspräsident al-Burhan als Premierminister eingesetzt und mit der Bildung einer zivilen Übergangsregierung beauftragt worden. Diese stagnierte jedoch aufgrund interner Machtkämpfe.
Analystinnen und Analysten sehen in der Bildung einer parallelen Regierung den Versuch der RSF, ihre Verhandlungsposition zu stärken, nachdem es der SAF Anfang des Jahres unter anderem gelang, große Teile der Hauptstadt Khartum (Pressespiegel KW 7/2025) zurückzuerobern. Sie kontrolliert inzwischen den Norden, den Osten und weite Teile des Zentrums des Landes, während die RSF weiterhin Gebiete von Darfur (im Westen) und Kordofan (im Süden und Zentrum) hält. Bereits im Februar unterzeichneten die RSF und verbündete Gruppen eine Gründungscharta in Nairobi, die die Bildung einer Parallelregierung ankündigte (Pressespiegel KW 9/2025). Die Übergangsverfassung wurde schon damals international scharf kritisiert, wobei sich die Kritik auch auf Kenia bezog, das die Gespräche ausrichtete. Die SAF-nahe Regierung reagierte daraufhin mit einem Importstopp gegenüber Kenia. Die kenianische Regierung wies die Vorwürfe, die RSF zu unterstützen, zurück und betonte, lediglich eine neutrale Dialogplattform geboten zu haben. Auch den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) wird vorgeworfen, die RSF aktiv zu unterstützen – in diesem Zusammenhang läuft derzeit eine Klage der sudanesischen Regierung vor dem Internationalen Gerichtshof.
Internationale Vermittlungsbemühungen sind derweil ins Stocken geraten, obwohl angesichts der schweren humanitären Krise im Land großer Handlungsdruck besteht. Die USA verschoben die für den 29. Juli geplanten Sudan-Friedensgespräche, nachdem sich die geladenen Parteien – Ägypten, Saudi-Arabien, die VAE und die USA – nicht auf eine gemeinsame Erklärung zur Nachkriegsordnung einigen konnten. Insbesondere Ägypten lehnte Vorschläge ab, die weder der SAF noch der RSF eine führende Rolle in einer Übergangsregierung nach dem Krieg einräumen. Berichten zufolge könnten die Gespräche im September auf der Generalversammlung der UN nachgeholt werden.
Proteste in Angola
Am Montag kam es in der angolanischen Hauptstadt Luanda und weiteren Landesteilen bei Protesten gegen gestiegene Kraftstoffpreise zu schweren Ausschreitungen. Anfang Juli hatte die Regierung den Dieselpreis um ein Drittel angehoben, woraufhin der Verband der Taxifahrerinnen und -fahrer (ANATA) zu einem dreitägigen Streik ab Montag aufrief. Die sogenannten „candongueiros“ – privat betriebene Minibusse, die einen Großteil des städtischen Personenverkehrs übernehmen – legten in Luanda und anderen Provinzen ihren Betrieb nieder. Dem Streik schlossen sich weitere Gruppen an. Infolge der Proteste kam es teils zu massiven Zusammenstößen mit der Polizei.
In mehreren Städten Protestierende errichteten Demonstrierende Straßensperren mit brennenden Autoreifen, beschädigten Fahrzeuge und forderten den Rücktritt von Präsident João Lourenço. Wie bereits bei den Protesten Mitte Juli gingen die Sicherheitskräfte teils hart gegen die Demonstrierenden vor. So berichteten verschiedene Medien über den Einsatz von Tränengas, Rauchgranaten und Gummigeschossen durch die Polizei. Diese meldete ihrerseits Plünderungen und Sachbeschädigungen. Laut Behörden kamen mindestens 29 Menschen ums Leben, darunter ein Polizist, über 250 Personen wurden verletzt und mehr als 1.500 festgenommen. Der öffentliche Nahverkehr kam weitgehend zum Erliegen, Geschäfte und Banken blieben geschlossen, zahlreiche Unternehmen riefen ihre Mitarbeitenden auf, zu Hause zu bleiben. Auch Konsulate und Botschaften gaben Sicherheitswarnungen heraus. Polizei und Militär waren mit verstärkter Präsenz im Einsatz. Am Mittwoch trat zudem das Kabinett von Präsident Lourenço zu einer Sondersitzung zur Sicherheitslage zusammen.
In einer anschließenden Erklärung verurteilte die Regierung die Unruhen und sprach von „kriminellen Elementen”, die die Demonstrationen zu einer „Bedrohung für die Sicherheit“ gemacht hätten. Lourenço warf der Opposition in einem Interview vor, die Proteste politisch zu instrumentalisieren, um seine Regierung zu destabilisieren. Er betonte, dass der Dieselpreis trotz der Erhöhung weiterhin unter dem internationalen Durchschnitt liege.
Die Anhebung des Dieselpreis durch die Regierung am 1. Juli von 300 auf 400 Kwanza pro Liter (von rund 0,29 € auf 0,38 €) ist Teil eines seit 2023 schrittweise umgesetzten Subventionsabbaus, mit dem die Staatsverschuldung gesenkt werden soll. Damit folgt Angola Reformforderungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) mit dem Ziel, die bislang hohen Subventionen zu senken, um öffentliche Mittel verstärkt in Bereiche wie Bildung und Gesundheitswesen umzuleiten. Im Jahr 2024 beliefen sich die Subventionen laut Finanzministerium auf rund vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Die steigenden Lebenshaltungskosten infolge der Dieselpreiserhöhung treffen viele Menschen hart: Taxi-Tarife stiegen um teils 50 Prozent, und auch Grundnahrungsmittel wurden aufgrund der gestiegenen Transportkosten teurer. Ein von der Regierung angekündigter Anstieg des Monatslohns auf 100.000 Kwanza (ca. 95 €) wurde bislang nicht umgesetzt; aktuell liegt er bei rund 70.000 Kwanza (ca. 66 €). Inflation, eine Arbeitslosigkeit, die bei knapp 30 Prozent liegt, und ungelöste soziale Probleme sorgen für wachsenden Unmut gegenüber Lourenço und die seit der Unabhängigkeit 1975 regierenden Movimento Popular de Libertação de Angola (MPLA) und befeuern die aktuellen Proteste.
Inzwischen hat sich die Lage in weiten Teilen des Landes wieder beruhigt und der Nahverkehr wurde schrittweise wieder aufgenommen. Bereits am Mittwoch wurden die ersten Schnellverfahren gegen mutmaßlich Beteiligte eingeleitet und mehrere Personen wegen Vandalismus und Störung der öffentlichen Ruhe zu mehrmonatigen Haft- und Geldstrafen verurteilt. Die Polizei kündigte an, weiterhin mit verstärkten Patrouillen gegen Unruhen vorzugehen. Trotz des harten Vorgehens der Sicherheitskräfte kündigten Protestorganisatorinnen und -organisatoren bereits neue Demonstrationen an. Auch der Taxi-Verband ANATA bekräftigte die Beweggründe für den Streik und kündigte dessen Fortsetzung an, distanzierte sich jedoch von der Gewalt.
Und sonst?
Am Sonntag wurde Ruandas Nyandungu Eco‑Park als eines von weltweit 16 Feuchtgebieten mit herausragender Umweltbildung und Besuchserlebnissen mit dem Star Wetland Centre Award ausgezeichnet. Die Bekanntgabe erfolgte im Rahmen der 15. Vertragsstaatenkonferenz der Ramsar-Konvention (COP15) im simbabwischen Victoria Falls. Der in Ruandas Hauptstadt Kigali gelegene, 121 Hektar große Park – darunter 70 Hektar Feuchtgebiet und 50 Hektar Wald – erhielt neben dem Full Star Award auch Auszeichnungen in den Kategorien People und Biodiversity. Damit würdigt Wetland Link International (WLI), ein globales Netzwerk von Feuchtgebietsbildungszentren, die Rolle Nyandungus als Modell für nachhaltige Renaturierung, Umweltbildung und öffentliches Engagement. Die Wiederherstellung des zuvor stark degradierten Feuchtgebiets begann 2016. Seither wurden 17.000 Bäume von 55 einheimischen Arten gepflanzt, über 200 Vogelarten kehrten zurück und rund 4.000 grüne Arbeitsplätze wurden geschaffen. Der Park ist seit 2022 öffentlich zugänglich und soll künftig um 43 Hektar erweitert werden. Parallel verfolgt die ruandische Regierung die Renaturierung weiterer fünf Feuchtgebiete in Kigali.
Gratulation
Die Frauennationalmannschaft von Nigeria gewann die Afrikafußballmeisterschaft der Frauen (WAFCON) durch einen spektakulären 3:2‑Sieg im Finale gegen Gastgeber Marokko. Nach einem 0:2-Rückstand zur Halbzeit behielten die Spielerinnen die Nerven, drehten das Spiel und sicherten sich damit zum zehnten Mal den Titel, bei bislang 13 Austragungen des Turniers seit 1998. Bereits nächstes Jahr findet der WAFCON 2026 wieder in Marokko statt, dann als Qualifikationsturnier für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaften 2027 in Brasilien.
Herzlichen Glückwunsch an die Super Falcons, die unangefochtene Nummer 1 im Frauenfußball Afrikas!
Veranstaltungshinweis
Am 2. August 2025 feiert in der Wehrmühle Offsite Location in Berlin die neue Eventreihe TRANSFER ihre Premiere. Die erste Ausgabe widmet sich Burkina Faso und präsentiert eine Ausstellung mit zeitgenössischer Kunst aus dem Land und seiner Diaspora – darunter Gemälde, Film und eine Installation, welche im Rahmen eines Workshops im von Christoph Schlingensief gegründeten Operndorf Afrika entstanden ist. TRANSFER versteht sich als cultural portal und als Brücke – in diesem Fall zwischen Berlin und Ouagadougou: Bereits im Frühjahr fand ein erstes Partner-Event in Burkina Faso statt. Die Ausstellung ist ab 12 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Ab 16 Uhr folgen Performances, Live-Musik und ein interaktiver Trommel-Workshop mit Liveschaltung nach Ouagadougou.