Neues Diamantverkaufsabkommen in Botsuana
Am Dienstag unterzeichnete Botsuanas Regierung ein neues Diamantenverkaufsabkommen mit De Beers, einem Tochterunternehmen des Bergbaukonzerns Anglo American. Das lang erwartete Abkommen, das eine Laufzeit von zehn Jahren umfasst, beinhaltet unter anderem eine Erhöhung des Anteils der staatseigenen Okavango Diamond Company (ODC) am Diamantenverkauf der Debswana Diamond Company – einem 50:50 Joint Venture der ODC und De Beers. Demnach soll der Verkaufsanteil der OCD in den ersten fünf Jahren von ursprünglich 25% auf 30% steigen und in den darauffolgenden fünf Jahren auf 40% angehoben werden. Zusätzlich enthält das Abkommen eine Verlängerungsoption um weitere fünf Jahre, in denen der Anteil auf 50% steigen würde. Im Gegenzug erhält De Beers eine 25-jährige Verlängerung seiner Bergbau-Lizenz in Botsuana, die dann von 2029 bis 2054 gilt.
Das neue Abkommen umfasst auch ein umfassendes Paket an Verpflichtungen, mit dem die Diamantenindustrie und die wirtschaftliche Entwicklung Botsuanas gefördert werden sollen. Dazu gehört unter anderem die Einrichtung des sogenannten Diamonds for Development Fund, in den De Beers rund 75 Millionen US-Dollar als Vorabinvestition einzahlt. Weitere jährliche Beiträge sollen je nach Unternehmensperformance aus den Dividenden von Debswana folgen. Zudem sagt De Beers zu, in eine Produktionsstätte für Diamantschmuck sowie die Gründung eines De Beers Instituts für Diamantensortierung zu investieren. Des Weiteren soll in Zusammenarbeit mit weiteren Industriepartnern ein Berufsbildungsinstitut für Diamanten entstehen. Beide Parteien verpflichten sich außerdem, gemeinsam in jährlich vereinbarte Marketing-Initiativen zu investieren, um die Nachfrage nach Diamanten aus Botsuana anzukurbeln.
Die Finalisierung des Abkommens, dessen Verhandlung bereits 2018 begonnen hatte, zählte zu den Prioritäten von Botsuanas Präsident Duma Boko. Obwohl 2023 unter der Vorgängerregierung von Mokgweetsi Masisi eine Einigung verkündet wurde, kam es nie zu einer offiziellen Unterzeichnung. Nach der Wahlniederlage von Masisi und seiner Partei, der Botswana Democratic Party (BDP) bei den nationalen Wahlen Ende Oktober 2024– die BDP hatte das Land seit der Unabhängigkeit 1966 regiert – nahm die neue Regierung die Verhandlung mit De Beers wieder auf. Das nun unterzeichnete Abkommen unterscheidet sich in einigen Punkten von der vorläufigen Einigung von 2023. Ein wichtiger Unterschied ist der Verkaufsanteil am Ende der zehn Jahre: Dieser beträgt nun 40%, im vorläufigen Abkommen lag er bei 50%. Im Gegenzug enthält das neue Abkommen eine Option auf eine Verlängerung um fünf Jahre, in der der Anteil auf 50% steigen würde.
Der Deal mit De Beers gilt in Regierungskreisen sowie für lokal Ökonominnen und Ökonomen als wichtiger Schritt zur Stabilisierung des globalen Diamantenmarktes und der botsuanischen Wirtschaft. Besonders positiv hervorgehoben wird, dass es in einer Phase schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen abgeschlossen wurde und es dank seiner langfristigen Laufzeit Hoffnung auf eine Erholung des Marktes gibt. Gleichzeitig gibt es jedoch auch Herausforderungen. Der globale Diamantenmarkt war im vergangenen Jahr stark eingebrochen, was unter anderem auf die steigende Beliebtheit synthetischer Diamanten, verändertes Konsumverhalten und Sanktionen gegen russische Diamanten zurückgeführt werden kann. Auch Botsuana, der nach Russland zweitgrößte Diamantenproduzent der Welt, bekam dies zu spüren. Laut der Zentralbank Botsuanas fielen die Verkäufe von Diamanten zwischen Januar und September 2024 auf rund 1,53 Milliarden US-Dollar zurück – ein Einbruch um fast 50% im Vergleich zum Vorjahr, wo sich die Verkäufe noch auf 3,19 Milliarden US-Dollar beliefen. Zudem ist Botsuanas Wirtschaft stark vom Diamantensektor abhängig – der Sektor macht nach Angaben des Internationalen Währungsfonds etwa 80 % der Exporteinnahmen und ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts aus.
Neues Friedensabkommen zwischen Senegals Regierung und Separatistengruppe
Am Sonntag unterzeichneten der senegalesische Premierminister, Ousmane Sonko, und die Separatistengruppe Mouvement des forces démocratiques de la Casamance (MFDC) unter der Vermittlung des Präsidenten von Guinea-Bissau, Umaro Sissoco Embaló, nach dreitägigen Gesprächen ein neues Friedensabkommen. Damit soll ein über Jahrzehnte andauernder, aber oft vergessener Unabhängigkeitskonflikt auf dem afrikanischen Kontinent beendet werden: Seit 1982 kämpft die MFDC bereits für die Anerkennung der Region Casamance im Süden des Senegals als separaten Staat. Der Konflikt forderte Tausende von Leben, vertrieb über 60.000 Menschen und schwächte die Wirtschaft der Region massiv.
Derzeit leben rund 1,6 Millionen Menschen in Casamance, das durch Gambia fast vollständig vom Rest des Senegals im Norden getrennt ist. Während die Region durch den Gambia-Fluss deutlich fruchtbarer als der trockene Norden des Senegals ist, klagen Bewohnerinnen und Bewohner seit Jahrzehnten über eine unfaire Verteilung der nationalen Ressourcen. Die MFDC gründete sich ursprünglich als friedliche Widerstandsbewegung als Antwort auf die Marginalisierung durch die Regierung, bevor sie in einen bewaffneten Widerstand überging. Guinea-Bissau stellt seit Beginn des Konfliktes einen wichtigen Akteur da. Während der ehemalige guinea-bissauische Präsident João Bernardo Vieira, die Gründung der MFDC in den 1980er Jahren unterstützte, vermittelte der amtierende Präsident Embaló bereits bei den letzten Friedensgesprächen im Jahr 2022.
Das jetzige Friedensabkommen baut auf den 2022 getroffenen Entscheidungen zur Entwaffnung der Rebellenbewegung und zu Folgemaßnahmen auf. Darüber hinaus wurden Amnestien für MFDC-Mitglieder und die soziale Reintegration der Rebellen besprochen. In der Folge soll die MFDC eine Liste mit zu begnadigenden Personen vorlegen, die von der senegalesischen Regierung geprüft werden wird. Beschlossen wurde darüber hinaus ein gemeinsames Komitee zwischen Regierung und MFDC, welches sich um Sicherheitsmaßnahmen sowie die Entwaffnung und die Rückführung von Binnenvertriebenen kümmern soll. Die strukturierte Rückführung von Binnenvertriebenen soll dabei auf dem Plan Diomaye pour la paix en Casamance (PDC) aufbauen, den Präsident Bassirou Diomaye Faye in seiner Neujahrsansprache vorstellte. Im Zuge des PDC sollen Finanzmittel an verschiedenste Programme und Organisationen geleitet werden, welche die Entwicklung und wirtschaftliche Wiederbelebung von Casamance unterstützen sollen.
Der senegalesische Premierminister Ousmane Sonko nannte das Friedensabkommen einen bedeutenden Schritt zu nachhaltigem Frieden und kündigte an, dass fortan Investitionen in die Infrastruktur der Region, in die Landwirtschaft und in die Schaffung von Arbeitsplätzen folgen sollen. Guinea-Bissaus Präsident nannte das Abkommen gar ein Vorbild für die Beilegung weiterer Konflikte auf dem afrikanischen Kontinent. Kritische Stimmen bezweifeln hingegen, dass das Abkommen den gewünschten Effekt erzielen wird. So sei nur mit einem Teil der gespaltenen MFDC verhandelt worden, insbesondere die wichtige “Nordfront” der MFDC unter Führung von Salif Sadio, die weiterhin die Unabhängigkeit Casamances anstrebe, habe nicht an den Gesprächen teilgenommen.
Die Umsetzung des PDC und somit wichtigen Teilen des Friedensabkommens wird darüber hinaus von der schwierigen finanziellen Lage des Senegals gefährdet. Anfang der Woche veröffentlichte der Rechnungshof einen Bericht, wonach die Verschuldung (99,67% des BIP) und das Haushaltsdefizit (12,3% des BIP) deutlich höher ausfallen als zuletzt vom ehemaligen Präsidenten Macky Sall angegeben. Die Ratingagentur Moody’s, die regelmäßig die Kreditwürdigkeit von Unternehmen, Staaten und Finanzinstrumenten evaluiert, stufte das Rating des Senegals am Montag auf B3 herab. Von langfristigen Investitionen in dem Land wird durch die Agentur somit abgeraten. Hingegen lobten senegalesische Ökonominnen und Ökonomen die Offenheit der Regierung bezüglich der Ergebnisse des Rechnungshofs und sehen mit einem prognostizierten Wirtschaftswachstum von über 9% in diesem Jahr sowie neuen Staatseinnahmen aus dem von der australischen Ölfirma Woodside betriebenen Sangomar-Ölfeld Gründe für weiteren wirtschaftlichen Aufschwung.
Sondermeldung: RSF-Miliz gründet Parallelregierung im Sudan
Am Samstagabend unterzeichneten die sudanesische Miliz Sudan’s Rapid Support Forces (RSF) und verbündete politische und paramilitärische Gruppierungen in Kenias Hauptstadt Nairobi eine Charta zur Gründung einer Parallelregierung im Sudan. Die Gründung der sogenannten Regierung für Frieden und Einheit folgt auf das erfolgreiche Vorrücken der sudanesischen Armee (Sudanese Armed Forces, SAF) in den vergangenen Wochen, der es unter anderem gelang, wichtige Gebiete in und um Sudans Hauptstadt Khartum zurückzuerobern (Pressespiegel KW 7/2025). Ziel der neuen Regierung sei ein säkularer, demokratischer und dezentralisierter Staat sowie der ungehinderte Zugang zu humanitärer Hilfe und die Beendigung des Bürgerkriegs, wie es in einer Erklärung heißt. Die Vereinten Nationen äußerten sich besorgt über die Ausrufung einer parallelen Regierung und befürchten einen noch tieferen Bruch. Kritik gab es derweil auch an Kenias Präsident William Ruto, der die RSF zu Gesprächen eingeladen hatte. Weitere Berichterstattung zum Thema finden Sie in der Sudan-Rubrik in unserer Linksammlung.
Und sonst?
Am Dienstag wurden über 100.000 Samen aus ganz Afrika vom Center for International Forestry Research and World Agroforestry (CIFOR-ICRAF) im Svalbard Global Seed Vault deponiert. Der Tresor, eingebettet im Permafrost der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen, dient als globales Lager für Samen, um im Katastrophenfall den Erhalt der Pflanzenvielfalt und Ernährungssicherheit zu sichern und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit von Gemeinschaften und Landschaften gegenüber dem Klimawandel zu stärken. 13 dieser neuen Samenarten stammen von einheimischen afrikanischen Baumarten, die für Ernährung, Aufforstung und Klimaanpassung auf dem gesamten Kontinent von entscheidender Bedeutung sind – und oftmals auch eine besondere kulturelle Relevanz haben. Hierzu zählt beispielsweise der afrikanische Affenbrotbaum (Baobab Tree), der als Nahrungsmittel, Medizin sowie für die Herstellung von Produkten genutzt wird. Éliane Ubalijoro, CEO von CIFOR-ICRAF, die das Saatgut persönlich in den Tresorraum brachte, betonte, dass die Deponierung der Samen ein wichtiger Schritt im Engagement für den Erhalt einheimischer Baumarten sei, die für Ernährungssicherheit, Lebensgrundlagen und gesunde Ökosysteme unerlässlich sind.